Nachdem mein alter TFT (zugegeben es war zum Kaufzeitpunkt schon ein sehr luxuriöser Dell 2707 mit 1920x1200er Auflösung und Adobe RGB Farbraumunterstützung) jetzt ca. 7 Jahre alt ist, kam die Lust auf einen neuen mit etwas mehr Diagonale und Auflösung auf. Rational versucht man das dann zu begründen mit (ist ja auch viel energiesparender als der alte TFT – was zwar aufgrund der LCD Hintergrundbeleuchtung stimmt aber i.d.R. keineswegs die Energiekosten bei der Produktion aufwiegt). Primäre Anwendungsgebiete sind bei mir Arbeiten (Office, Internet, SAP, Oracle), Spielen, Fotobearbeitung und an und an mal einen Film schauen)
Zusätzlich fand ich die neuen 4K Displays interessant. Rein von den Eckdaten bin ich auf den LG 31MU97-B gestoßen. Das Gerät hat volle 4K Auflösung, sogar den Adobe RGB Farbraum und ein IPS Panel. Die möglichen Alternativen hatte ich mir auch angeschaut.
TN Panels kommen aufgrund der mangelnden Blickwinkelstabilität generell nicht für mich in Frage. Somit war die Anzahl der Alternativen mit dem Samsung UD32D970Q und dem Eizo EV3237 überschaubar. Tests waren zu dem Zeitpunkt für keines der Geräte verfügbar.
Nachdem ich den LG zu Hause und verkabelt hatte, machte sich umgehend Ernüchterung breit. Der Scharzwert war miserabel. Und das Gerät zeigt einen sehr ausgeprägten IPS glow. Ich kannte den Begriff vorher (auch) nicht, bin dann aber nach kurzer Recherche im Internet darauf gestoßen. Beim LG heißt IPS-Glow, dass bei nicht optimalem Blickwinkel das ganze Display verschiedene Farbnuancen aufweist, obwohl es eigentlich einheitlich sein sollte. Der nicht optimale Blickwinkel ergibt sich bereits, wenn man ganz normal vorm Gerät sitzt durch die jeweils unterschiedlichen Blickwinkel auf die verschiedenen Bereiche des Bildschirms. Nach ein paar Minuten Test ging der LG zurück in die Packung.
Der nächste Versuch sollte der Eizo EV3237 (auch IPS Panel) werden. Kurz gesagt ist der Eizo bzgl. der Bildqualität deutlich besser als der LG (wesentlich geringerer IPS glow) aber bei dunklen Hintergründen (Blu Ray – Stichwort schwarze Balken oder Games) sind in den Ecken bei dunklen passagen sehr starke Aufhellungen zu sehen. Auch dieses Display kämpft also mit den Blickwinkeln, die durch die Größe relativ groß sind, auch wenn man gerade vor dem Gerät sitzt. Mein Fazit zum Eizo ist also fast gut. Für den Preis des Gerätes ist das aber zu wenig – da hätte ich schon ein uneingeschränktes sehr gut als Kauflegitimation benötigt. Weiterhin gibt es aktuell keine Grafikkarte, die 4K Auflösung wirklich gut befeuern kann.
Weiterhin habe ich nach Nutzung der Vergrößerungsfunktion / Skalierungsfunktion in Windows (z.B. 150%) die Erfahrung gemacht, das Funktion nach wie vor eher schlecht als rechtihre Arbeit verrichtet. Viele Programme unterstützen die Vergrößerung nicht vernünftig. Entweder liegen dann die Buttons nicht dort, wo sie optisch angezeigt werden, sie liegen außerhalb von sichtbaren Bereichen oder die Vergrößerung funktioniert partiell nicht. In Spielen verhält es sich teilweise nicht besser. Weiterhin habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass IPS Panels in dieser Größe aufgrund des IPS glow Effektes scheinbar nicht mein Fall sind.
Also habe ich mich erneut auf dem Markt umgesehen. Was gibt es denn noch jenseits der Full HD mit einem Panel <> IPS und <> TN?
Mit den Eckanforderungen wird die Auswahl schon sehr eng. Gute VA Panel werden kaum noch produziert. Jenseits von Full HD gibt es noch ein einziges Panel mit akzeptabler Pixelgröße von AO. Dieses Panel wird verbaut im Samsung S32D850T, im Benq BL-3200PT und im Acer B326HUK. Professionelle Tests waren kaum verfügbar und wenn doch – wie beim Benq waren die Ergebnisse teilweise widersprüchlich. Was sich nach einiger Zeit der Suche allerdings herauskristallisierte:
Der Acer bietet nur die höchste Overdrive Einstellung als Standardwert und diese Einstellung kann nicht vom Anwender angepasst werden. Da das lt. diversen Berichten im Netz zu viel des Guten ist, schied dieses Display aus meiner Auswahl aus.
Der Samsung arbeitet mit einem PWM Backlight bei Helligkeiten von unter 150cd/m². Da ich in Regel auf 80cd/m² kalibriere, wäre ich also deutlich im PWM Bereich gewesen. Einige Personen bekommen durch die PWM scheinbar Probleme mit Kopfschmerzen. Das merkt man aber erst bei längerer Benutzung. Im ersten Moment denkt man auch, dass das Flimmern so dramatisch nicht sein kann, weil z.B. Röhrenfernseher mit 50 oder 100Hz geflimmert haben. Bei letzteren war das Flimmern bereits quasi nicht mehr wahrnehmbar. Allerdings hinkt der Vergleich, da LCD anders als ein Röhrenfernseher nicht nachleuchten. Somit ist der Samsung auch aus der engeren Auswahl geflogen.
Bleibt per Ausschlussverfahren nur noch der Benq übrig – einziger wesentlicher Kritikpunkt bei diesem Gerät war im Prad Test, dass die Reaktionszeiten evtl. etwas lang zum Spielen sind. im Prad Test kommt der Benq somit im Bereich Spieletauglichkeit relativ schlecht weg, während er auf tftcentral recht gut bewertet wurde. Weiterhin habe ich Benq als Hersteller bisher primär im Billigsegment wahrgenommen aber da war Samsung ja auch mal – das muss also nichts bedeuten.
Somit habe ich mir auch den Benq bestellt. Zuerst habe ich einen Test bzgl. der Reaktionszeiten und des Input Lag durchgeführt. Dafür habe ich beide Geräte parallel an die Grafikkarte anschlossen und Benchmarkprogramme / Stoppuhren mit Millisekundenanzeige und Frameanzeige laufen lassen und dann einfach mit meiner Camera Fotos gemacht. Das Ergebnis ist, dass der Benq weniger lag hat, als mein alter Dell 2707, der aber von Prad als voll spieletauglich bewertet wurde. Seitdem sehe ich die Prad Tests deutlich kritischer. Allerdings muss man fairerweise Sagen, dass der Lag bei voller Auflösung (der Dell 2707 kann nicht mehr als 1920×1200) beim Benq möglicherweise höher liegt. Das kann ich mit meinem Equipment nicht testen.
Abseits von einem Subpixelfehler, der allerdings nicht sofort vorhanden war habe ich keine Kritikpunkte am Gerät. Die Ausleuchtung, der Schwarzwert, der Kontrast, der Input Lag (Vergleich zum Dell 2707) sind gut, und nach der Kalibration auch die Farbtreue und Helligkeit. Nach längerem Grübeln, habe ich mich dann entschlossen das Gerät wegen dem Subpixelfehler zurück zu senden. Wenn man erst mal weiß, dass so ein Fehler da ist, sieht man ihn auch ständig. Ein neuer TFT sollte meiner Meinung nach fehlerfrei sein, auch wenn einige Pixelfehler lt. Hersteller im Toleranzbereich liegen.
Jetzt ging die Odyssee erst richtig los! Nachdem ich das nächste Gerät erhielt, habe ich es angeschlossen und einen Blick auf einen weißen Bildschirmhintergrund geworfen. Bei diesem Gerät waren mindestens 5 Stellen auf dem Display nicht in Ordnung. Bei genauerer Prüfung (Makroaufnahme der Camera) zeigt sich, dass es sich nich um Pixelfehler handelt, sondern um Verunreinigungen im Display oder der Hintergrundbelechtung (es sind z.B. teilweise nur halbe Pixel davon betroffen). Somit ging auch dieses Gerät wieder zurück und ich habe ein weiteres bestellt. Auch bei diesem Gerät waren ca. 10 Pixel betroffen aber mal zur Abwechslung nicht über das Display verstreut, sondern auf einem Haufen. Zusätzlich hat das Gerät starkes Banding (also Streifen in der Hintergrundbeleuchtung). Also mal wieder mal zurück mit dem Teil und auf zum letzten und 4. Versuch (ich glaube der Postbote hat mich schon vorher für bekloppt gehalten und so ganz unrecht hat er wohl nicht).
Um es kurz zu machen. Das Gerät hat minimales Banding und zum Kaufzeitpunkt aber keine Pixelfehler. Also habe ich es behalten. Jetzt ca. 3 Wochen später hat es einen Subpixelfehler, der anfangs nicht vorhanden war. Sonst ist nach wie vor alles ok. Das ist somit mein erster TFT, bei dem nachträglich ein Pixelfehler aufgetreten ist. Dummerweise finde ich die Pixelfehler auch immer ohne sie zu suchen. Andere Leute scheinen da toleranter zu sein oder die Fehler schlicht nicht zu sehen.
Mittlerweile wurde auch der Samsung von Prad getestet. Im Test wird beläufig erwähnt, dass das Gerät unter 150cd/m² mit PWM arbeitet und das wird als undramatisch eingestuft, weil der TFT nur unter vorgenannter Helligkeit mit PWM arbeitet. Aber wer arbeitet bitte sehr dauerhaft mit >150cd/m²? Das sind mit Sicherheit die wenigsten Anwender.
Zusätzlich hat dieses Gerät im Prad Test trotz demselben Display deutlich bessere Reaktionszeiten als der Benq und ein deutlich kürzeres Input lag. Andere Tests / User Erfahrungen zum Gerät (die allerdings nicht sonderlich professionell waren), sprechen dem Gerät wiederum keine guten Reaktionszeiten zu und mindestens so viele Problem bei der Hintergrundbeleuchtung wie beim Benq, eher mehr.
Mein Fazit aus der ganzen Aktion:
Manchmal sollte man einfach mit em zufrieden sein was man hat und nicht ständig nach höher / weiter streben.
Ansonsten hat Benq bei diesem Gerät (Produktionsmonat September 2014) offenbar starke Qualitätsprobleme. Ein 32″ Gerät ist im 16:9 Format zum Spielen sehr gut geeignet und eine Auflösung von 2560×1440 ist dafür auch nicht zu gering (eher schon fast im Gegenteil). Das sieht man auch ganz gut, wenn man sich mal die verschiedenen Pixelgrößen von diversen Auflösungen vor Augen führt. Der 32″er mit 2560×1440 Auflösung hat also sogar eher kleine Pixel. Mit 100% (also ohne Vergrößerung arbeiten) ist da schon sehr grenzwertig.
Zum Vergleich ein paar Fakten:
- 15″ – 1024×768 – 85,3ppi – 0,297mm Pixelgröße – Format 4:3
- 17″ – 1280×1024 – 96,4ppi – 0,263mm Pixelgröße – Format 5:4
- 19″ – 1280×1024 – 86,3ppi – 0,294mm Pixelgröße – Format 5:4
- 22″ – 1680×1050 – 90,1ppi – 0,282mm Pixelgröße – Format 16:10
- 27″ – 1920×1200 – 83,9ppi – 0,303mm Pixelgröße – Format 16:10
- 32″ – 2560×1440 – 91,8ppi – 0,277mm Pixelgröße – Format 16:9
Wie üblich gewöhnt man sich an die größere Bildschirmdiagonale sehr schnell (am Anfang denkt man halt immer – das ich echt groß und eine Woche später wundert man sich, dass man vorher mit dem “kleinen” Display zufrieden war). Im Browser merkt man aber sehr schnell, dass die meisten Seiten nie auf dieser Auflösung getestet wurden oder dafür ausgelegt sind. Schönen Gruß an die Webdesigner: Wenn man nur einen Teil der Bildbreite verwenden will, dann doch bitte die Mitte. Wie immer gibt es leider zu wenig Webdesigner, die vorausschauend arbeiten.
Ansonsten ist eine weitere Erkenntnis für mich, dass zum Arbeiten ein Bildschirm im 16:9 Format nicht optimal ist. Für Office Arbeit ist ein Verhältnis von z.B. 16:10 (oder noch mehr Höhe im Verhältnis zur Bereite) besser geeignet. Zusätzlich sollte das Gerät nicht zu hoch sein, um Nackenverspannungen zu vermeiden. Das spricht also eher für ein 27-29“ Gerät sprechen, die es aber nur mit Auflösungen gibt, die zwingend eine Vergrößerung der Bildinhalte voraussetzt (Nachteile siehe oben).
Zum Spielen ist das 16:9 Format allerdings sehr gut geeignet. Bleibt mir jetzt ein Gerät, dass zwar bei der Auflösung und bei der Größe dem vorherigen überlegen ist, aber dafür minimales Banding und einen Subpixelfehler hat.
Was ich unterdessen auch herausgefunden habe ist, dass das Gerät sogar per HDMI die volle Auflösung mit 60Hz entgegen nimmt. Das ist sehr gut und müsste nach meinem Verständnis der 1.4er HDMI Spezifikation nicht zwingend funktionieren.
Bei der ganzen Aktion hat sich übrigens auch ein schwarzes Schaf unter den Händlern gefunden. Den ersten Benq hatte ich relativ lang in Betrieb, bis mir der Subpixelfehler aufgefallen ist. Rückwirkend betrachtet hätte ich den Monitor besser behalten. Der Händler hat trotzdem keine Abzüge geltend gemacht, obwohl das vollkommen i.O. gewesen wäre. 10% hätte aufgrund der Benutzungsstunden akzeptiert. Beim 3. Gerät habe ich das Gerät keine 10 Minuten in Betrieb gehabt und das Zubehör überhaupt nicht ausgepackt. Nach der Rücksendung hat der Händler behauptet, dass ich den Fuß zerkratzt hätte und somit ein Widerruf unmöglich sei (was rechtlich eh nicht haltbar ist). Nach Fristsetzung und Androhung von Beschreitung des Rechtsweges wurden mir dann sogar die Frachtkosten erstattet.